Wenn du gut bist in deinem Job (ich meine in dem des "Dir-nicht-Anmerken-lassens") bekommt die Außenwelt von deinen internen Kämpfen nicht so besonders viel mit. In deinem Inneren jedoch kollidieren zwei Welten miteinander:
Die Sehnsucht nach der Berufung, die immer lauter ruft und die Angst vor dem finanziellen Ruin, deren Drohgebärden dir durch Mark und Bein gehen.
Für Kollegen, Chef und Kunden funktionierst du wie immer (also wenn dieser Kampf noch nicht so lange andauert). Auch wenn der Prozess schleichend ist, irgendwann ist der innere Konflikt so groß, dass dein kämpfendes Inneres entweder implodiert (was nicht gut für dich ist) oder explodiert (was dein Umfeld dem Erdboden gleichmachen kann).
Du (und deine Umfeld) wissen an diesem Punkt: So gehts hier nicht weiter. Du stehst mit dem Rücken zur Wand und vor der Herausforderung:
Wie überlebe ich meinen Brotjob, ohne mich selbst dabei zu verraten?
Für den Hintergrund ist erst einmal wichtig zu verstehen, dass wir unsere Einstellung zur Arbeit schon von unseren Eltern und Großeltern übernommen haben. Wie wurde zu Hause über Arbeit gesprochen? Kamen unsere Eltern zufrieden zurück oder fertig und kaputt?
Unsere Vorfahren hatten ganz andere Herausforderungen, deswegen hieß es für sie: Arbeit muss keinen Spaß machen, sondern den Lebensunterhalt verdienen. Wenn unsere Eltern uns vermittelt haben, dass Arbeit der Schlüssel zu einem besseren Leben ist, gehen wir nicht mit dem Anspruch ans Werk, dass wir dabei Freude empfinden müssen.
Heute können wir uns den "Luxus" leisten, darüber nachzudenken, ob das, was wir tun, mit dem übereinstimmt, was wir wollen und was für uns Sinn macht. Was sich allerdings auch verändert hat ist die Tatsache, dass harte Arbeit nicht mehr zwingend mit Wohlstand einhergeht.
Die Verbindung zwischen Geld und Arbeit steckt in unseren Köpfen, der Wunsch nach Erfüllung in unseren Herzen.
Auch wenn wir immer noch arbeiten müssen, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen, haben wir großen Einfluss auf unser eigenes (Arbeits-) Glück.

Wie kannst du das Beste aus deiner momentanen Arbeitssituation machen?
Arbeit kann beides sein: Erfüllung & Existensicherung. Das eine schließt das andere nicht aus. Es gibt sehr viele verschiedene Variationen und Ausprägungen .
In diesem Artikel erfährst du 7 Dinge, die dir helfen, Berufung und Brotjob unter einen Hut zu bekommen. Es erinnert mich an:
Die große Herausforderung zwischen Pflicht & Kür (Passion), doch...
1. Die Frage ist nicht: entweder oder, sondern WIE?
Entweder oder ist eine mentale Falle mit großem Crash-Potenzial:
- Entweder ich kündige und folge meiner Berufung oder ich hänge für ewig in diesem Hamsterrad fest.
- Entweder ich verdiene Geld oder ich mache, was mich erfüllt.
- Entweder bin ich frei oder angestellt.
Diese Sichtweise baut enormen Druck auf und verursacht Kopfchaos. Sie lässt uns ausbrennen oder lähmt uns vor Angst. Keins von beiden ist förderlich.
Suche dein SOWOHL ALS AUCH.
Statt dich zwischen Sicherheit und Sinn entscheiden zu müssen, kannst du eine sinnvolle Balance finden. Das meine ich nicht als faulen Kompromiss, sondern als Entwicklungsprozess, hin zu deinem Wunsch.
Du kannst deinen Brotjob weitermachen und deine Bestimmung Stück für Stück in dein Leben holen. Eretze die Frage, ob es möglich ist mit:
WIE kann ich es möglich machen?
Mit Jobcrafting kannst du beispielsweise ganz direkt und gezielt schauen, wie du den Job, den du hast, zu dem Job machen kannst, den du willst?
2. Hör auf dein Gehalt als Schmerzensgeld zu sehen.
Sieh es eher als Mittel zum Zweck!
Wenn deine Argumentation mit: "Ich hasse meinen Job, kann aber nicht kündigen" anfängt und mit "ich verdiene zu gut" endet, ist dieser Punkt hier für dich.
Das die meisten von uns arbeiten müssen, um unser Leben zu finanzieren, ist klar, aber eben auch kein Ausschlusskriterium.
Vielleicht helfen dir hierbei folgende Fragen weiter:
- Ist dieser Job, über den wir hier gerade sprechen wirklich die einzige Möglichkeit, dein Leben zu finanzieren?
- Ist es wirklich "nur" das Geld, dass dich aushalten lässt? Oder gibt es auch Dinge, die du dort (unbewusst?) schätzt?
- Ist es vielleicht auch die Angst davor, was andere sagen, wenn du "in den Sack haust"?
Ein hohes Gehalt ist wichtig und schön, aber ab einem bestimmten Punkt macht es nicht glücklich(er).
Happy machen dich ganz andere Dinge, oder?
Dir einen Job zu suchen, der dich erfüllt, in dem du aber weniger verdienst, heisst nicht, dass du einen beruflichen Rückschritt machst. Es bedeutet, dass du deine Prioritäten anders setzt.
Das Gehalt als Schmerzensgeld zu betrachten macht irgendwann wirklich krank.

Wie wäre es mit einer völlig anderen Perspektive...
3. Lass den Brotjob Sponsor deiner Berufung sein.
Wir können die Dinge nicht immer ändern, aber wir können immer ändern, wie wir die Dinge betrachten.
Du kannst auch lernen, dein Gehalt als Mittel zum Zweck zu sehen. Nämlich dann, wenn es dir dein Hobby finanziert, in dem du zwar aufgehst, das aber auch einiges an Geld verschlingt:
Du liebst es zu verreisen oder Konzerte zu besuchen. Du machst Sport, Musik oder Kunst, wofür du teures Equipment brauchst. Du erfreust dich an einer exquisiten Inneneinrichtung, die dir enorm viel Lebensqualität schenkt, für die du allerdings auch tief ins Portemonnaies greifen musst...
Auch wenn du von einer Selbständigkeit träumst, kannst du diese peu a peu und gut abgesichert nebenbei aufbauen, während du mit deinem Brotjob immer mehr runterfährst je erfolgreicher du wirst.
Ein Deal auf Zeit
Wenn du viel Geld verdienst, in einem Job, den du nicht magst, warum lernst du nicht, dein Geld clever zu investieren, um in 2 - 3 Jahren nicht mehr arbeiten zu müssen? Da schließt sich der Kreis: Du nutzt dein gutes Gehalt für deinen Ausstieg und kannst dann erfüllt deiner Freude folgen.
Du wirst erstaunt sein, wie anders sich dein Job anfühlt, wenn du ihn nicht als Gegner betrachtest, sondern als stillen Investor deiner Träume (zumindest vorübergehend).
4. Setze Grenzen, um deine Kräfte zu schonen
Gerade wir feinsinnigen Menschen nehmen Energien besonders stark wahr und auch auf. Deswegen ist es besonders wichtig, darauf zu achten:
- Welche Tätigkeiten und Aufgaben dich wirklich platt machen.
- Welche Kollegen kosten dich wirklich Nerven?
- Welche Umstände oder Umgebungen laugen dich richtig aus?
Fakt ist, dass uns oft gar nicht bewusst ist, was genau uns die Energie stiehlt.

Energieräuber erkennen und eliminieren.
Sich die Zeit zu nehmen, Energieräuber aufzuspüren macht total Sinn, denn du kannst nur verändern, was dir bewusst ist. Worauf hast du Einfluss? Wo kannst du für Abgrenzung oder Auszeiten sorgen?
Auch wenn das komisch klingt, denn ich weiß, dass du das weißt, aber zur Sicherheit wollte ich es nicht unerwähnt lassen:
Du musst nicht alles hinnehmen! Du musst nicht alles ertragen und dir nicht alles Gefallen lassen. Du darfst: NEIN sagen, wenn dich etwas stresst. Am besten eher früher als später, bevor die Verzweiflung so groß ist, dass es zum Eklat kommt.
Und falls dir Zweifel kommen, ob es (zu) privilegiert ist, eine Arbeit zu wollen, die du magst und die dir Freude macht.
In anderen Orten oder zu einer anderen Zeit käme diese Frage nicht auf, wenn es einzig und allein um Existenzsicherung ginge. Hier und heute allerdings, ist es sehr wohl möglich, alles unter einen Hut zu bekommen: Sinn, Freude und Absicherung.
In Situationen, in denen es ums Überleben geht, stellt sich diese Frage nicht. Das du und ich uns diese Frage stellen können heißt also, es geht uns besser, als wir uns manchmal fühlen. Danke dafür.
5. Ein kleiner Schritt bringt weiter als ein großer Wunsch
Es kann hart und steinig werden, einen langfristigen Plan umzusetzen und dranzubleiben, doch wenn du eine Vision hast, konkretisiere und verfolge sie.
Schaufel dir Zeit frei, um dein Herzensprojekt voranzubringen.
Auch wenn es nicht der Traumjob ist, der dir gerade dein Leben finanziert, es spricht nichts dagegen, deine Berufung einzuweben. Dir kleine Inseln zu schaffen, in denen du schon tun kannst, was dir Freude macht oder du zumindest einen Schritt drauf zugehst.
Suche ganz bewusst nach Aufgaben, die deiner Bestimmung entsprechen und überlege, wie du sie dir an Land ziehen kannst.
Der unbekannte Weg entsteht erst beim Gehen!
Wir würden gern etwas ändern, haben im Kopf aber schon die Blockade, dass es nicht geht, weil... Wie oft schauen wir immer wieder genau auf die Schritte, die wir immer wieder machen und die uns immer wieder in die Sackgasse leiten.
Wir machen immer wieder dasselbe,
... nämlich dass, was wir schon kennen.
Risikoreicher aber auch sehr viel sinnvoller ist das Trial and Error-Prinzip: Etwas Neues probieren und testen. Ist es gut oder besser? Weitermachen. Passt es nicht, zurück zum Ausgangspunkt und etwas anderes ausprobieren.
Du entscheidest, worauf du immer wieder deinen Blick richten möchtest: Auf das, was nicht klappt oder auf die Blockaden? Möchtest du dich wirklich in deinem Frust suhlen?
Wie heisst es so schön:
Dass uns eine Sache fehlt, sollte uns nicht davon abhalten, alles andere zu genießen. (Jane Austen)

6. Aktiviere immer wieder dein Warum
Du hast morgens keine Lust aufzustehen?
Erinnere dich daran, warum du es tust (siehe auch Punkte 2 und 3).
Hast du einen Traum, von dem du noch nicht leben kannst? Dann finanziert dein Brotjob deine Träume. Dafür lohnt es sich, noch eine zeitlang durchzuhalten. Schaffe dir Alltag kleine Erinnerungspunkte, die dir helfen, dich auf dein Ziel zu fokussieren. Spring in dieses Gefühl hinein, in dem du baden wirst, wenn du angekommen bist.
Kennst du deinen Traum und deine Bestimmung nicht, fehlt dir die unglaublich starke Schubkraft deines Warums. So wirst du Schwierigkeiten haben, dich zu motivieren. Dein Warum ist (neben "42") nicht nur die Antwort auf fast alle deiner Fragen, sondern auch der Antrieb hinter allem, was du tust. Dein WARUM verleiht dir Flügel. 🦋
7. Vertraue der Magie des unbekannten Weges
Auch wenn du noch nicht so genau weißt, was sich hinter der nächsten Kurve verbirgt, nimm dein Fuß nicht vom Gas. Fahre weiter auf deinem Weg. Manchmal ist das Leben wie ein dichter Schneesturm auf einer dunklen Landstraße. Die Sicht ist schlecht, die Anspannung groß, doch wir wissen, anhalten bringt uns jetzt auch nicht weiter.
Veränderungen werden nicht durch Nachdenken erschaffen. Wir müssen weiter in Bewegung bleiben, denn:
Was du nicht veränderst, das wählst du.
Was wir immer sofort ändern können ist unsere Einstellung.
Ob du den Job als Belastung siehst, als nötiges Übel oder als Sponsor für deine Berufung, lässt in dir ein ganz anderes Gefühl entstehen. Wie oben schon erwähnt, haben wir unsere Einstellung zu Arbeit oft schon von unseren Eltern übernommen, deswegen rutschen wir leicht immer wieder in alte Muster. Doch mit etwas Übung können wir lernen, anders auf unsere Welt zu schauen.
Du entscheidest. Tag für Tag. Immer wieder neu:
- Raus aus der Meckerschleife.
- Analysiere, was dich wirklich unzufrieden macht. Das klappt wunderbar mit diesem Journal.
- Schau neben der Arbeitsaufgabe und Arbeitsweise unbedingt auch auf deine Energie und innere Einstellung.
- WIE müsste sich die Situation ändern, damit du deine Stärken,Werte und Bedürfnisse leben und einbringen kannst?
- Werde aktiv! Raus aus dem Grübeln, fang an auszutesten: Übernimm mehr von den Aufgaben, die dir Spaß machen und weniger von den Dingen, die dich stressen. Für ein klärendes Gespräch mit Kollegen oder Vorgesetzten. Geh in deiner Pause um den Block. Vertiefe Beziehungen zu den Kollegen, die dich stärken.
- Wenn du das alles ausprobiert hast und immer noch unglücklich in deinem Job bist, kannst du immer noch kündigen. UND: du weißt besser, was zu dir passt und was nicht. Beste Voraussetzungen für die Suche nach etwas Neuem.

Vielleicht ist genau diese Situation dein Sprungbrett.
Du musst es nicht aushalten, du bist auch nicht unfähig oder ein besonders schwerer Fall! Vielleicht ist die Herausforderung, vor der du gerade stehst, genau die, die du brauchst, um aufs nächste Level zu kommen.
Du hast es sicher auch schon erlebt, wie megamäßig gut es sich anfühlt, eine Herausforderungen gemeistert zu haben, gerade, wenn es eine ganz besonders widerspenstige war. Genau diese Erfahrungen sind es, die uns über uns hinauswachsen lassen und von denen wir noch Jahre später erzählen.
Eine sehr wichtige Erfahrung für mich war beispielsweise, dass ich nicht durch Härte stärker geworden bin, sondern durch Weichheit. Gerade dieses "Spürige" macht mich im Besonderen aus. Mein Ehrenamt in der Seelsorge hat mich Demut gelehrt und tiefe Dankbarkeit für mein Leben. Ich muss nicht alles lieben, was mir widerfährt, manches kann ich nur hinnehmen. Doch wie ich bewerte, was geschieht und worauf ich meine Aufmerksamkeit lege, sind ganz entscheidend dafür, wie ich mich fühle.
Für mich ist es völlig ok, einer Arbeit nachzugehen, die lediglich die Existenz sichert. Nicht jeder muss Erfüllung in seinem Job finden. In diesem Fall hoffe ich, dass es neben der Arbeit Dinge gibt, die für dich Sinn machen, die Freude vermitteln, die dich lebendig fühlen lassen.
Was ich jedoch keinem wünsche ist, zu lange in diesem Zustand "ich hasse meinen Job" aushalten zu müssen, denn das kann nicht lange gut gehen. Und das ist keine Option, denn:
die Welt braucht deine leise Power
PS: Regelmäßige Inspirationen zum Thema Potenzialentfaltung und berufliche Neuorientierung gibts in meiner Entfalterpost monatlich per Newsletter in dein Postfach.
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Danke für diesen tollen Artikel!
Was du nicht veränderst, das wählst du.
Dieser Satz ist genial.
Ich hab auch einen Brotjob und bin nebenberuflich selbstständig. Es ist ein Weg, den ich mir vor Jahren ausgesucht habe und mit dem ich glücklich bin.
Ich sag immer, ich fahre dreigleisig.
Liebe Manuela,
ja, es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, das eigene Glück zu finden. Fein, dass du deinen Weg gefunden hast.
Herzensgrüße
Susan