„Entspann dich mal“ sagen sie.
Auch nicht viel besser:
„Lass es nicht so nah an dich rankommen“.
Oder aber auch gern genommen:
"Nimm es doch nicht so persönlich."
Wie bitte soll das denn gehen, wenn man im Job vor Stress oder Ärger kaum noch geradeaus gucken kann? Wie soll man den Ärger unter Kontrolle halten, der sich Woche für Woche, Monat für Monat zu einem Monster entwickelt hat?
Ohne Frage eine Herausforderung, doch mit ein paar Tricks und Geduld machbar. Es braucht außerdem Aufmerksamkeit und Übung, damit wir den
Stress im Job gelassen meistern.
Wie also können wir genau in den Momenten, in denen wir resignieren, ausflippen, ratlos umherstreunend nach dem (Aus)Weg suchen bei uns selbst und gelassen bleiben?
Dazu kommen wir gleich, erst einmal möchte ich anhand einiger Beispiele erläutern, wie solche Situationen aussehen könnten:
Wenns im Job nicht so läuft, wie es soll
Das Buschfeuer
Im Job gibts zwei grundlegend unterschiedliche Situationen, die dich aus der Bahn kicken können. Erstere ist eine momentane Belastung wie ein neuer Chef, ein großer Auftrag, eine gegenwärtige Auftragsflaute und so weiter. „Eigentlich“ ist im großen Ganzen alles ok, „uneigentlich“ bist du gerade gespannt wie ein Flitzebogen, weil die Situation akut ist.
Der Lauf der Dinge, übliche Aufs und Abs, die es zu durchschreiten gilt. Ganz nach dem Motto „Augen zu und durch“. Steckst du gerade hier fest, empfehle ich dir zur Akuthilfe ganz besonders Tipp 1 und 2.
Und dann gibt es noch den weitaus verbreiteteren, sich langsam entwickelnden und plötzlich um sich greifenden
Schwelbrand
Der Schwelbrand ist nicht ad hoc da, er entwickelt sich langsam, um dich dann plötzlich und unerwartet auszuknocken. Du machst deinen Job tagein tagaus und wirst immer unzufriedener. Du tust, was man dir sagt und hinterfragst ganz vieles einfach gar nicht mehr.
Und ganz plötzlich, als hätte dir jemand das Brett vor dem Kopf weggerissen, fragst du dich, wie du hier landen konntest. Dein Gehirn rattert wie wild, weil es nach Gründen sucht. Doch so schnell findet es keine und der Stress beginnt erst richtig.
Wie kommst du da raus?
Das kannst du tun.
In schwierigen Situationen ist es wichtig, wieder bei sich selbst zu sein, denn in solchen Momenten ist unser Fokus auf den Schmerz gerichtet, auf das, was nicht funktioniert, auf die Menschen, denen wir das zu „verdanken“ haben usw. Das fiese daran ist, damit graben wir unser Loch noch tiefer.
Wir fokussieren uns auf das, was wir nicht mehr wollen oder auf das, von dem wir weg wollen und genau damit drehen wir uns im Kreis.
Um etwas zu ändern, müssen wir wieder bei uns selbst einchecken. Bei sich selbst zu sein und den Fokus offen zu halten funktioniert leider nicht auf Knopfdruck und es bedarf einiger Übung. Doch dann sind wir wieder in der Lage, selbige zu peilen.
So gehts…
7 Tipps, um bei Stress deine innere Ruhe wiederzufinden
Tipp 1: Annehmen, was ist
Schließe Frieden mit dem was gerade ist. Das heißt nicht, dass du alles toll findest, sondern nur, dass du annimmst, was sowieso schon ist. Das es für dich ok ist. Und wenn es für dich nicht ok ist, dann nimm genau das an:
„Ich bin im Frieden damit, dass ich das gerade alles kacke finde.“
Etwas in dir wird sich beruhigen. Es mag sich komisch anhören, doch wenn wir „dem Ding“ ins Auge blicken, es an- und nicht mehr wegschauen, verliert es seine Macht über uns. Wenn wir nicht ablehnen, was gerade ist, uns nicht woanders hinwünschen oder im großen Bedauern sind, landen wir im Hier und Jetzt.
Dem einzigen Moment, in dem wir etwas ändern können. Im Jetzt können wir handeln und das Gefühl, einer Situation ausgeliefert zu sein verschwindet.
Dieser Zustand ist eine Art Nullpunkt aus dem heraus du (neu und objektiv) agieren kannst: Die Situation ist jetzt gerade so und so und ich kann jetzt folgendes tun.
Tipp 2: Entscheide dich neu
Eine sehr hilfreiche kleine Übung, die ich immer wieder praktiziere, möchte ich hier mit dir teilen. Diese Übung ist ein Finger-Mudra, auch Finger-Yoga genannt, kann blitzschnell die Energien im Körper harmonisieren und Stress abbauen.
Du kannst sie einfach überall ausführen: während eines Meetings, im Auto, im Büro. Einfach die Hand unter den Tisch oder in die Hosentasche und loslegen:
Berühre mit deiner Daumenspitze die Fingerspitze deines Zeigefingers und dann nacheinander die des Mittelfingers, Ringfingers und des kleinen Fingers. Während du einen Finger nach dem anderen berührst sagst du innerlich:
Friede-beginnt-in-mir.
Du beginnst mit Zeigefinger und Daumen und sagst „Friede“, bei Daumen und Mittelfinger „beginnt“, Daumen und Ringfinger „in“ und beim kleinen Finger „mir“. Das kannst du mit einer oder beiden Händen so lange machen, bis du Beruhigung verspürst.
So lenkst du den Geist wunder auf das, was du willst (Friede). Durch das Berühren der Fingerkuppen (Akupunkturpunkte) beruhigst du dein gesamtes Energiesystem. Und zu guter Letzt hat der Satz an sich bereits eine beruhigende wie sinnige Botschaft.
Viel Spaß beim Ausprobieren.
Tipp 3: Fokus auf das vorhandene Gute
Du hast dich irgendwann aus einem bestimmten Grund für diesen Job entschieden, an diesem hat sich höchstwahrscheinlich nichts geändert. Mach ihn dir wieder bewusst.
Was sind die Vorteile an deinem Job? Im Alltag vergessen wir diese leicht und konzentrieren uns auf die Dinge, dich nicht laufen (das liegt einfach in unserer Natur). Es hilft enorm, sich die „guten Seiten“ immer mal wieder vor Augen zu führen. Sind es die tollen Kollegen, die netten Kunden, der kurze Arbeitsweg, das gute Gehalt, die flexiblen Arbeitszeiten. Mach sie dir bewusst. Übe dich in Dankbarkeit (mehr dazu am Ende des Artikels).
Tipp 4: Sorge für dich wie für eine gute Freundin
Wenn dich der Job gerade nervt, ist es besonders wichtig für einen schönen Ausgleich in der freien Zeit zu sorgen. Lade deine Batterien wieder auf. Mach was dir gut tut.
Hm, vernehme ich da „wenns“ und „abers“ und „warum das gerade nicht geht“?
Habe ich also richtig vermutet
Dann stell dir mal bitte vor, eine liebe Freundin wäre in deiner Situation. Sie wäre völlig erledigt und du kannst es kaum mit ansehen, wie sie leidet. Was würdest du nicht alles Gutes für sie tun? Wie würdest du für sie sorgen? Was würdest du ihr raten?
Dir sind ganz bestimmt ein paar sehr nette Sachen eingefallen. Und jetzt rate ich dir, wie eine gute Freundin: tu genau das genauso für dich selbst.
Ganz besonders, wenn es sich um „Schwelbrand-Stress“ handelt gehört zur Selbstfürsorge ebenfalls dazu, sich zu fragen, wie lange du das noch mitmachen möchtest, wenn es dir offensichtlich nicht wirklich gut tut.
Tipp 5: Folge der Freude
Hängen wir in Dauerschleife an etwas fest, das wir nicht mehr wollen, könnte man meinen, es wäre das Einfachste, genau das Gegenteil zu tun. Doch so ist es nun einmal: die einfachsten Sachen nicht die, die uns zuerst einfallen. Was solls.
Wenn dich also etwas ärgert, dann überlege dir, was das stattdessen total erfreuen würde? Was Würde dir Spaß machen stattdessen? Probier es einfach aus und konzentriere dich auf das, was du schon immer mal ausprobieren wolltest.
Etwas, das dich reizt, ein neues Hobby, eine Sportart, was auch immer. Es kann aber auch etwas sein, wozu du schon lange keine Zeit mehr hattest, was dir aber immer viel Freude gemacht hat. Kram die alten Malsachen raus, hol deine Gitarre vom Boden oder zücke deine Stricknadeln.
Was lässt die Lebensgeister wieder erwachen?
Was tust du gern, wobei vergisst du die Zeit?
Was verschafft dir Gänsehautmomente?
Ganz egal was es ist, Hauptsache, es macht dir Freude.
Tipp 6: Sage nicht JA, wenn du NEIN meinst
Wir alle haben Erwartungen. Ist wohl im Mensch sein inbegriffen. Manche Menschen allerdings (und ich vermute mal, dass du dazugehörst) stellen die Erwartungen anderer über ihre eigenen.
Du möchtest es richtig machen, dazu gehören und willst einfach keinen Ärger, also machst du, was man von dir erwartet. Sei dir darüber im Klaren, dass jedes Mal, wenn du etwas tust, dass nicht dir entspricht, du dich ein Stück weit von dir entfernst.
Und nein, du bist nicht gleich egoistisch, weil du nicht zu allem ja und Amen sagst. Wenn dir etwas Bauchschmerzen macht, gegen deine Natur ist oder du schlicht und einfach keine Zeit hast, darfst du es in Frage stellen oder Nein sagen.
Dieser Punkt ist ein ganz wichtiger, denn wenn du gegen dich selbst handelst, sabotierst du schleichend deine Einzigartigkeit. Irgendwann weißt du schlicht und einfach selbst gar nicht mehr, was du eigentlich willst. Du hast dich selbst verloren und den Kontakt zu deiner inneren Stimme, die dich eigentlich führen könnte.
Möchtest du wieder mehr in Kontakt mit dir selbst sein, sind vielleicht die 69 Fragen etwas für dich um deinen inneren Kompass wieder zu finden:
Tipp 7: Du kannst deine Emotionen steuern.
Situationen, die nicht so laufen, wie sie sollen, enden in bestimmten Emotionen. Die Wut darauf, die Beförderung oder den Job nicht bekommen zu haben. Die Zweifel, es nicht drauf zu haben, weil die neue Idee nicht so ankam. Die Angst ein Versager zu sein, weil der Vortrag nicht wie geplant lief. Das alles löst eine Kaskade an bekannten Emotionen aus.
Ich denke, die eigenen Emotionen zu steuern ist eine der Übungen, an der wir unser ganzes tolles Leben lang unsere Freude haben werden ?
Wie du die Zügel wieder in die Hand nehmen kannst?
Der erste Schritt ist sicherlich, sich dessen bewusst zu werden und nicht wie ein Hamster im Laufrad immer weiterzumachen.
Schau genau auf die Situation und kreise das Problem ein. Erst dann ist eine Veränderung überhaupt erst möglich.
Je nachdem, ob bei dir der Stress eher Buschfeuer oder Schwelbrand sind, sind die Taktiken andere. Ist es eine schwelende Geschichte ist es eine gute Idee das Für und Wider abzuwägen, gut für sich selbst zu sorgen und zu lernen Grenzen zu ziehen.
Wenn es sich um kurzzeitigen Stress handelt, hilft sicherlich schon die Veränderung des Fokus auf den Sinn dahinter (Wofür tue ich das gerade?) oder aber auf das Gute, das zweifelsohne eben auch da ist. Also die Energie nicht länger auf das richten, was du nicht mehr willst, sondern auf das, wo du hinmöchtest, wie in Tipp 2 „Friede beginnt in mir“.
Vergiss bitte das nicht
Wenn es sich gerade so richtig Sch... anfühlt und obendrauf auch noch der Frust darüber aufkommt, dass du dich so fühlst, ist das emotional in etwa so, als würdest du Benzin ins Feuer gießen.
Punkt 1:
Du bist nicht die Einzige, mit diesen Gedanken! Ändert zwar am Problem nix, relativiert es aber etwas, weil du eben nicht die einzige ... (du weißt, was hier reinkommt), die nicht klarkommt.
Punkt 2:
Alle deine Gefühl sind ok. Ich meine damit nicht, dass du und ich das immer schick finden, aber Gefühle sind nun mal da. Gute und etwas knittrige, das gehört zum Leben dazu. Sie weghaben zu wollen machen sie nur noch biestiger.
Es geht darum, sie zu fühlen, dann entlädt sich der Emo-Crash und danach zieht das Gewitter wieder weiter.
Einatmen - Ausatmen - Loslassen
Ich weiß, das zu praktizieren ist nicht so einfach, wie es aufzuschreiben. Aber ich kann dir aus jahrzehntelanger Übung wirklich versichern:
Es wird mit jeder Runde einfacher.
Lass nicht Mut, Zweifel, Versagensängste das Steuer übernehmen. Du bist nicht deine Emotionen, du hast Emotionen! Du bist so viel mehr als das. Mach dich auf den Weg zurück zu dir, denn
die Welt braucht deine leise Power
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