Eine amerikanische Studie betitelt das Jahr 2021 als "the great Resignation“. Auffällig viele Menschen haben oder werden ihren Arbeitgeber verlassen. Dieses Phänomen wird „Resignation" genannt und heißt übersetzt: Kündigung oder Rücktritt, im deutschen umgangssprachlich auch: einen Rückzieher machen, das Handtuch (oder alternativ die Flinte ins Korn) werfen. Passt alles wie die Faust aufs blaue Auge.
Offenbar haben sich viele Menschen in den vergangenen Monaten intensiv mit ihrer Arbeits- und Karrieresituation auseinandergesetzt und wollen sich nun verändern. Im DACH-Raum planen laut einer Studie 13 Prozent der Befragten in den kommenden sechs Monaten einen Jobwechsel.
Die große Kündigungswelle
Weltweit kündigen Menschen ihre Jobs. In den USA gab es im April ein zwanzig Jahreshoch von vier Millionen Menschen. Zehn Millionen Stellen waren bis Ende Juni verfügbar. Eine Microsoft-Studie prognostiziert, dass 41 Prozent der weltweiten Belegschaft 2021 erwägen, ihren Arbeitgeber zu verlassen.
Warum kündigen so viele Menschen gerade jetzt?
Die Arbeitsbedingungen veränderten sich seit der Pandemie, ebenso wie die Work-Life-Balance. und die psychologischen Auswirkungen sind so schwer wie vielfältig. Manche litten unter Einsamkeit im Homeoffice, andere jonglierten zwischen Zusammenarbeit mit dem Partner und der quasi ständigen Erreichbarkeit mit gleichzeitiger Kinderbetreuung bzw. Homeschooling.
Während die einen sich langweilten, litten die anderen unter Stress und Burnout. Die soziale Distanz und der fehlende Ausgleich über Kultur oder Sport taten ihr Übriges.
Die Mehrfachbelastung führte bei vielen Menschen dazu, die eigenen Wünsche, Ziele und Prioritäten im Leben zu hinterfragen. Das große C. war wie die Pistole, deren kalten Lauf wir plötzlich an der Schläfe spüren und der unmissverständlich signalisiert:
So geht es jetzt hier an dieser Stelle nicht weiter.
Tipp Nummer 1, frage dich:
Die Zukunft der Arbeit und der Aufschwung
Obwohl einige Branchen totgesagt wurden, erleben andere einen Aufschwung und erholen sich in großem Stil, einige sogar noch stärker als zuvor. Gastgewerbe, Logistik und Handwerk leiden unter Arbeitskräftemangel. Das intensive Wachstum und die gleichzeitige Flexibilität der Arbeitskräfte bedeutet, dass Angestellte mehr Wahlmöglichkeiten haben als je zuvor, wo sie ihrem Beruf nachgehen.
Optimale Bedingungen für die große Kündigungswelle. Nötig sind lediglich ein neues Firmenlaptop und schnelles WLAN.
Aus Frust gehen oder aus Angst bleiben?
Auch in Deutschland mangelt es bei mehr als einem Drittel aller Unternehmen an qualifizierten Arbeitskräften. Wenn Firmen nun neue Arbeitnehmer einstellen, die für sich entschieden haben, sich zu verändern, haben sie meist auch andere Ansprüche. Und bei den Mitarbeitern, die im alten Job geblieben sind, ist die Frustration in der Corona-Zeit eher angestiegen. Der eine Teil hält also aus, aus Angst vor dem, was noch kommt, der andere Teil denkt über etwas Neues nach.
Von der Kündigungswelle sind vor allem Frauen betroffen, vermutlich, weil die Veränderungen der Work-Life-Balance vor allem durch sie geschultert werden müssen.
Tipp Nummer 2: Abwarten oder Abspringen?
Sitzt du die Veränderung in deiner Firma aus und wartest ab, was passiert? Du kannst etwas verändern, wenn du dir Gedanken darüber machst, wie es besser funktionieren kann. Hebe dich von den frustrierten Kollegen ab und suche konstruktiv Lösungen. Veränderung ist unausweichlich, also überlege dir, welche Veränderungen dir in die Karten spielen würden. Was wäre für dich UND die Firma ein Gewinn? Das macht nicht nur deine Chefs geschmeidiger, sondern auch dich glücklicher.
Die neue Wertschätzung
Je mehr offene Stellen es gibt, desto mehr müssen Arbeitgeber ihren neuen (aber auch den bisherigen) Mitarbeitern bieten. Dem Thema Wertschätzung könnte in diesem Zusammenhang eine völlig neue Bedeutung zukommen. Das kann natürlich über die übliche Gehaltszahlung erfolgen. Vermutlich wird es jedoch gerade bei den Arbeitnehmern, die sich mit ihren Werten und Wünschen auseinandergesetzt haben, darum gehen, ob die eigenen Werte noch mit denen der Firma übereinstimmen.
In dieser Zeit der Spaltung, Ausgrenzung und Isolation, geht es mehr denn je darum, sich als Teil von etwas Größerem zu fühlen. Deswegen wird es wichtiger denn je sein, eine neue Unternehmenskultur mit emotionaler Bindung, Anerkennung und Kommunikation auf Augenhöhe zu schaffen.
Tipp Nummer 3: Überprüfe deine Werte.
Was ist dir besonders wichtig? Passen die Werte deiner Firma noch zu deinen?
Homeoffice, die Vor- und Nachteile
Firmen, die versuchen, Freiheiten wieder einzuschränken und die Angestellten zurück ins Büro zu holen, werden sie über kurz oder lang verlieren. Der Wandel wird eine neuartige Arbeitskultur schaffen und neue Talente anziehen. Die neu gewonnene Flexibilität von überall aus arbeiten zu können wird Menschen, die bisher eher nicht daran dachten, auf die Idee bringen, ihren Arbeitsplatz zu wechseln.
Doch auch ein Gegentrend wird sichtbar: Bei einer Befragung in der DACH-Region gaben 16 Prozent an, dass sie kündigen wollen, wenn nach der Pandemie weiterhin im Homeoffice gearbeitet wird. Für sie ist der kollegiale Zusammenhalt und der persönliche Austausch sehr wichtig. Auch der soziale Kitt im Team verschwindet über die Distanz früher oder später.
Ein weiterer Vorteil des Homeoffice ist: Der Weg zur Arbeit entfällt ganz oder teilweise. Das heißt weniger Zeit im Stau oder in überfüllten Bahnen. Das spart Zeit, Kosten und Nerven. Es bedeutet aber auch, dass private Lebensräume künftig auch zu Büros werden. Firmen verkleinern ihre Büros und schaffen freien Raum. Arbeitnehmer könnten vermehrt aufs Land ziehen, der Arbeitsweg ist kein k.o.-Kriterium mehr.
Tipp Nummer 4: Nutze die neue Freiheit…
…zu entscheiden, wie flexibel du arbeiten möchtest. Was ist für dich optimal? Homeoffice, ein Mix aus Homeoffice und Präsenz oder magst du es lieber, dir die Arbeit nicht ins Haus zu holen? Mehr Fragen & Inspiration findest du in der
Traumjobwerkstatt 2.0
Arbeitsglück wird wichtiger
Neben dem WO und WIE wir arbeiten geht es auch um die Frage: warum wir arbeiten. Hinter all unserem Tun liegen Gründe und Motivationen. Manche sind uns bewusst, andere erst während der Pandemie ins Blickfeld gerückt. Unsere Motivation zu kennen birgt großes Potenzial, mit dem sich wesentlich leichter Entscheidungen fällen lassen.
Tipp Nummer 5: Was ist deine Motivation zu arbeiten?
Falls du jetzt antwortest: weil ich meine Miete bezahlen muss, lege ich gleich die nächste Frage nach: Was möchtest du dir mit dem Geld, das du verdienst außerdem leisten?
Arbeit ist ein großer Teil unserer Identität
Auf die Frage wer wir sind folgt oft auch das „was“ und das hat meist mit dem Job zu tun. Wir identifizieren uns über unsere Arbeit, sie vermittelt uns eine gewisse Kompetenz und das Gefühl des Gebrauchtwerdens.
Forscher stellten fest, dass wenn das Gefühl der Bestätigung über unsere Arbeit verloren geht, wir uns besonders zu Aktivitäten hingezogen fühlen, die Anstrengung erfordern. Wir möchten - gerade arbeitsmäßig - unsere Kompetenz demonstrieren.
In Experimenten wurde festgestellt, dass Arbeit uns sogar unter Umständen glücklicher machen kann als Freizeit. Die Teilnehmer wurden vor die Wahl gestellt, ob sie sich für die Studie körperlich bewegen oder nicht. Die meisten entschieden sich dagegen. Daraufhin wurden manche motiviert es zu tun (womit wohl... mit Schoki ;-). Die Forscher stellten fest, dass diejenigen, die sich anstrengen mussten, deutlich glücklicher waren als diejenigen, die nur gewartet hatten. Ganz egal, ob sie durch die Schoki gelockt wurden oder sich selbst dazu entschlossen.
Und die Moral von der Geschicht?
Etwas zu tun hebt die Stimmung, selbst wenn wir glauben, dass wir lieber untätig wären (redet uns unser Komfortzonenmanager nur unentwegt ein).
Glück durch Potenzialentfaltung
Arbeit kann also zu unserem allgemeinen Wohlbefinden beitragen. Dieses „Arbeitsglück“ beruht auf einem optimalen Funktionieren und der Verwirklichung unseres Potenzials. Arbeit als auch Anstrengung sind wichtig für unsere Zufriedenheit, was den Stolz erklärt, den wir empfinden, wenn wir eine anstrengende Aufgabe gemeistert haben.
Tipp Nummer 6: Welche deiner Tätigkeiten erfüllt dich mit Stolz?
Haben wir zu viel Freizeit, nimmt unser subjektives Wohlbefinden ab. Tagein tagaus in der Hängematte abhängen scheint also nicht der Schlüssel zum langfristigen Glück zu sein. Schade eigentlich...
Mehr Freizeit macht nur bedingt glücklich
In einer Befragung von rund 30.000 Personen wurde nachgewiesen: die optimale Balance reicht von zwei bis fünf Stunden Freizeit pro Tag. Bei weniger Zeit zur Muße sank die Zufriedenheit der Befragten deutlich, bei mehr Freizeit aber auch – und das unabhängig von anderen Einflüssen wie Alter, Geschlecht und Bildungsstand.
Tipp Nummer 7: Finde deine optimale Balance.
Egal ob unter- oder überfordert, finde deine Balance und sorge für entsprechenden Ausgleich. Wobei geht dir Energie verloren? Was fordert dich heraus oder spornt dich an? Was macht dir Freude? Kannst du eine Weiterbildung machen, ein neues Hobby lernen, eine neue Sportart oder Sprache? Bist du eher gestresst: was bringt dich runter? Wie kannst du entspannen? Dir Zeit für dich nehmen?
Das glückliche Gleichgewicht
Unter Zehntausenden von Teilnehmern in 9 Ländern fanden Forscher heraus, dass die meisten Menschen (über 50% in jedem Land) ein glückliches Leben bevorzugen, in dem sie sich einfach nur wohlfühlen. Rund ein Viertel zieht ein sinnvolles Leben vor und eine kleine Anzahl von Menschen (ca. 10-15% in jedem Land) entscheidet sich für ein reiches und vielfältiges Erfahrungsleben.
Tipp Nummer 8: Was macht dich glücklich?
Angesichts dieser Erkenntnisse liegt der Schlüssel zu dauerhaftem Wohlbefinden vielleicht darin, sich zu überlegen, welcher Lebensstil am besten zu deinen Vorstellungen passt. Es geht nicht länger darum, die Arbeit gegen das Leben zu stellen, sondern dein ganz persönliches Gleichgewicht zu finden.
Von Work-Life-Balance zu Work-Life-Integration
Vielleicht ist die größte Veränderung, zwei scheinbar gegensätzliche Welten in Balance zu bringen und zu verstehen, dass Leben und Arbeit zusammengehören und ineinander übergehen. Von der Trennung: hier Arbeit, da Leben & dort Freizeit müssen wir uns in Zukunft wohl verabschieden.
Flexibel ist das neue sicher
Gewinner sind (und waren schon immer) diejenigen, die sich flexibel an Veränderungen anpassen und sich auf neue Situationen einstellen können. Dies gilt für jeglichen Bereich, so auch für die Arbeitsgestaltung. Aus starren Arbeitszeiten und Anwesenheitspflicht wird die Work-Life-Integration.
Die Zukunft der Arbeit heißt: Selbstorganisation und Selbstverwirklichung
Von zu Hause arbeiten bedeutet aber auch, der Chef schaut eben nicht einfach mal vorbei und sagt, wo es langgeht. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile: Wir müssen unsere Arbeit selbst managen, bekommen auf der anderen Seite aber auch mehr Freiraum für Persönlichkeitsentwicklung und Selbstverwirklichung.
Viele Jobs fallen weg und neue werden entstehen
Das Arbeiten in virtuellen, aber nicht mehr physisch anwesenden Teams, wird die Arbeitswelt nachhaltig verändern. Der Prozess startet gerade jetzt, wer diesen aktiv mitgestaltet und sich einbringt, wird davon profitieren. Denn wo es noch keine Strukturen gibt, warten viele Chancen und Möglichkeiten. Viele befürchten, dass in der Zukunft der Arbeit etliche Jobs wegfallen. Dabei wird übersehen, dass gleichzeitig zahlreiche neue Felder und Berufe entstehen.
Kündigungswelle und die Zukunft der Arbeit - Krise oder Chance?
Die Pandemie hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt. Es ist ohne Frage eine unbequeme Zeit. Die Erfahrung zeigt jedoch immer wieder, dass gerade in Umbruchzeiten die größten Chancen schlummern.
Es ändert sich sowieso, warum schaust du nicht, wie du die Energie dieses „Erdrutsches“ für dich nutzen kannst? Nimm das als Kick in den Allerwertesten. Stelle dich den Fragen, wie und wo du arbeiten möchtest, welche Werte dir wichtig sind und für welche Menschen du ein Beitrag sein möchtest. Ich hoffe, die Fragen in diesem Artikel bringen dich auf Ideen. Noch mehr Inspiration bekommst du in der Traumjobwerkstatt. Kommst du mit?
Alles Liebe
PS: Regelmäßige Inspirationen zum Thema Potenzialentfaltung und berufliche Neuorientierung gibts in meiner Entfalterpost monatlich per Newsletter in dein Postfach.